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Schwarz Rot Golden

Zur UA frei | gefördert durch ein Schreibstipendium des Künstlerhauses Schloss Wiepersdorf & das Clara-und-Eduard-Rosenthal-Stipendium | Nominierung für den Grabbe-Förderpeis | für 3 Schauspieler:innen

Drei Frauen verbringen einen gemeinsamen Sommer in einer deutschen Stadt. Haifa ist in Syrien, Marlena in Polen, Laura in Deutschland geboren worden. Sie tauschen Kleider und Ratschläge aus und ziehen gemeinsam um die Häuser. Sie erzählen sich all ihre Männer- und Jobgeschichten und sind wohl das, was man aufgeklärte und selbstständige Frauen nennen würde. Vor allem aber sind sie sehr enge Freundinnen. Allerdings keine harmonischen. Ihre Begegnungen und Gespräche eskalieren regelmäßig durch die nur oberflächlich negierten biografischen Unterschiede. In ihren als individuell behaupteten Lebensweisen wirken kulturelle Muster, die zueinander im Widerspruch stehen. In kaleidoskopisch angelegten Szenen konfrontieren sich die drei Freundinnen immer wieder durch ihre konkreten Erlebnisse mit ihrem unterschiedlich geprägten Verständnis von Familie, Sexualität, Religiosität und weiblicher Selbstbestimmung. Sie bewegen sich zwischen den Werten ihrer sozialen Hintergründe, aus denen sie sich bereits halb herausgelöst haben und den persönlichen Erfahrungen, die sie miteinander teilen. Vor allem aber zeigen sich biographische Brüche, die die Frauen in sich selbst nicht auflösen können. In der ambivalenten Haltung, die drei zu den jeweils anderen beiden einnimmt, spiegelt sich die eigene Widersprüchlichkeit. Die Fremdheit zu den anderen und zur eigenen Geschichte bricht in den Gesprächen auf und bekommt durch sie einen Raum.

Die vielbeschworene Immigration – wie drückt sie sich im Einzelfall aus? Aber auch: Was bilden sich für Lebensentwürfe und Allianzen, wenn das, was wiederum als Einzelschicksal betitelt wird, eine kollektive Erfahrung wird? Was ist typisch polnisch, deutsch oder kurdisch und ist nicht das Untypische schon wieder Norm in einer Zeit, in der so viele Familien eine durch und durch europäische Geschichte zu erzählen haben? Wie bilden sich dabei Freundschaften, was halten wir an Fremdheit aus? Überhaupt Freundschaft – hier einmal nicht erzählt als Männerfreundschaft, sondern als zentrales Moment im Leben dreier junger Frauen. Wie drückt sich diese weibliche Freundschaft aus, welche Sprache und welche Gesten findet sie? In dieser Konstellation dient die Freundschaft den Frauen nicht dazu, in ihr aufzugehen, sondern durch sie sich selbst näher zu kommen. Freundschaft zeigt sich hier als ein Wert an sich, als ein sozialer Bildungsprozess, durch den sich Neues formt.

Pressestimmen

„Hannah Zufall kann Figuren schreiben. Mit Humor erzählt sie Kluges auf verschiedenen Ebenen, bisweilen auch mit Poesie und Lakonie – und ist dabei doch konkret.“ Jury des Clara-und-Eduard-Rosenthals-Stipendiums, www.focus.de

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